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Monographien

 1. Praktiku kun ni Esperanton

Das im Selbstverlag herausgegebene einsprachige Lehrbuch des Esperanto entstand in Gemeinschaftsarbeit der Gründungsmitglieder des Esperantista Grupo Universitata de Bonn, wobei Klaus-Peter Fritz und Heike Lühmann-Fritz als Studenten im Lehramtsstudiengang schwerpunktmäßig für die Übungen verantwortlich waren und die Dialogtexte und der römisch paginierte Anhang mit einer systematischen Grammatik von Hartmut Trunte stammen. Das Lehrbuch wurde mit Erfolg seit 1976 und bis Anfang der 1980er Jahre in den Kursen an der Universität Bonn eingesetzt.   


4. Perlo Mnohocěnnoje, Editionsband

Das 1646 in Černihiv erschienene Перло многоцѣнное ist das Alterswerk des Kyrylo Trankvilion Stavrovec’kyj, des griechisch-katholischen Abtes des städtischen Jelec’kyj-Klosters (2. Auflage 1699 in Mahiľoŭ). Im erstenTeil enthält es nach zwei Predigten (über die Gottesgaben und die Heilige Trinität) Lobgesänge auf göttliche und verehrungswürdige Personen, Lobgesänge zu Feiertagen des Kirchenjahres, Versdichtungen zu Christi Passion, Heilmittel in Versen und in Prosa sowie Predigten über die Letzten Vier Dinge. Vorangestellt ist dem Buch ein Wappengedicht auf die Adelsfamilie Korec’kyj, eine Vorrede an Samuel Fürst Korec’kyj und eine Vorrede an den Leser mit abschließendem Epigramm.

Die Edition gibt die Ausgabe von 1646 wieder und verzeichnet im textkritischen Apparat die Abweichungen der 2. Auflage. Bibelstellen werden am Rand nachgewiesen, im Apparat auch einige weitere Quellen.


5. Perlo Mnohocěnnoje, Kommentarband

Der Kommentarband zum Перло многоцѣнное stellt in leicht überarbeiteter und ergänzter Fassung die Dissertation des Autors dar, die im Wintersemester 1979/80 von der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn als Dissertation angenommen wurde. Die Arbeit ist in sieben Teile gegliedert.

Teil I beschreibt die Bedeutung des Перло многоцѣнное, das zu den am meisten und längsten gelesenen Werken der älteren ostslavischen Literatur gehört und das auch außerhalb der Rzeczpospolita im ungarischen Transkarpatien und bis in den hohen Norden bei den Altgläubigen in Karelien seine Leser fand, und zwar außer unter Unierten, für die es geschrieben war, auch unter Altgläubigen und Orthodoxen. Über den Autor hingegen ist kaum etwas bekannt.

Teil II bemüht sich um die Erhellung des Lebensweges des Kyrylo Trankvilion Stavrovec’kyj, der sich selbst Cyrillus Tranquillus unterschrieb. Es ist wahrscheinlich zu machen, dass er zwischen 1565 und 1570 in Stawrów am Styr in der Nähe von Łuck geboren wurde. Wo er seine Schulbildung erhalten hat, ist unbekannt, vielleicht in Lublin, Zamość oder Połock. 1588 kam er als Lehrer für Griechisch nach Lemberg, musste aber 1592, verwickelt in kirchenpolitische Zwiste, nach Wilna ausweichen, wo er bis 1596 blieb. Danach lebt er, offenbar schon als Mönch, in Minsk, anschließend im Kiewer Höhlenkloster. Anfang des 17. Jahrhunderts taucht er im Raum Lemberg wieder auf und hat hier, wohl vor 1615, die Priesterweihe empfangen. Er wirkt als Chronist der Rohatyner Bruderschaft und hilft beim Buchdruck in Lemberg, bis 1618 ist er Abt des Klosters Uniów. In dieser Zeit steht er in Kontakt zu Verteidigern und Erneuerern der Orthodoxie wie Iov Želizo und Iov Knjahynyc’kyj und veröffentlicht das Зерцало Богословіи (Poczajów 1618). Polemisch setzt er sich vor allem mit den Antitrinitariern auseinander; in ihnen sieht er neben den Türken die schlimmsten Feinde der Christenheit. Wohl unter dem Einfluss der von ihm besuchten jesuitischen Lehranstalten und in Ermangelung einer orthodoxen theologischen Ausbildung unterlaufen Cyrillus Tranquillus dogmatische Fehler, die ihm Iov Knjahynyc’kyj vorwirft. Diese negative Rezension durch den allseits verehrten Athoniten verhindert auch eine positive Aufnahme seines zweiten Buches, des Евангеліе учителное (Rachmanów 1619). Durch seine Bekanntschaft mit Tomasz Zamoyski kommt Cyrillus im Herbst 1621 als Prediger nach Zamość und pflegt hier Umgang mit Männern, die alle uniert oder römisch-katholisch sind. Im März 1626 konvertiert Cyrillus überraschend zur griechisch-katholischen Kirche, ausgelöst vielleicht durch den Bericht Meletij Smotryc’kyjs über den trostlosen Zustand der Orthodoxie im Orient. Nach seiner Konversion erhält er die Archimandritenwürde für das verfallene Jelec’kyj-Kloster in Czerniehów, ist dort aber erst ab 1635 nachweisbar. Bis 1643, als er einen Koadjutor erhält, bleibt er einzige Unierte in Czerniehów.

Teil III des Kommentarbandes beschreibt das Werk Perlo Mnohocěnnoje, seinen Aufbau, Buchschmuck, Graphie, Orthographie und Sprache.

Teil IV geht auf das eigentümliche Versifikationssystem ein, das innerhalb der ostslavischen Kunstdichtung völlig isoliert steht. Sonst gilt bei den Ruthenen mit Anfängen ab 1514 das aus dem Polnischen übernommene syllabische Versifikationssystem. Versuche, das hier verwendete System aus der Volksdichtung abzuleiten, müssen als gescheitert gelten. Als Quelle ist vielmehr die traditionelle kirchliche Hymnographie zu betrachten. Anschließend wird auch das Verhältnis der dramatisierten Versdichtungen Stavrovec’kyjs zu zeitgenössischen Schuldramen und das seiner Predigten zur jesuitischen Homiletik untersucht.

Teil V ist Stavrovec’kyjs Theologie gewidmet, besonders der Entwicklung seiner eigentümlichen Pneumatologie und seiner Auseinandersetzung mit der antitrinitarischen Christologie. Auffällig ist auch seine Angelologie mit der Lehre von ursprünglich zehn englischen Ordnungen, andererseits das vollständige Fehlen einer Fegfeuerlehre.

Teil VI behandelt die Anthropologie und das eschatologische Zeitgefühl, um von dort zum Geschichtsverständnis überzuleiten. In drei Kapiteln wird die mythische Geschichte Litauens (Palemonsage), die Genealogie der litauischen Fürsten und die der Familie Korec’kyj behandelt.

Am Ende des Buches stehen Ergänzungen, die sich daraus ergaben, dass nach Fertigstellung des Manuskripts eine Monographie S. I. Maslovs (1880–1957) unter dem Titel Кирилл Транквиллион-Ставровецкий и его литературная деятельность, die dieser 1904 bis 1907 geschrieben, vor der Drucklegung dann aber zurückgezogen hatte, um sie weiter zu überarbeiten, 1984 in Kiew doch noch erschienen ist. 1927 hatte V. N. Peretc das Ausbleiben der angekündigten Arbeit mit unerbittlicher Selbstkritik und Perfektionismus des Autors erklärt. Die Kiewer Ausgabe von 1984 gibt den Arbeitsstand von 1914 wieder.


10. Gottesdienstmenäum für den Monat Dezember

Menäen sind die liturgischen Monatsbücher der Orthodoxen Kirche, die – geordnet nach dem Kalenderjahr (September bis August) – das gesamte hymnische Material für den unbeweglichen (also nicht vom Ostertermin abhängigen) Festtagszyklus enthalten. Manche (spätere) Handschriften geben auch die Tageslesungen aus Apostolos und Evangelion an. Die Menäen enthalten neben den Triodien für den von Ostern abhängigen Festtagszyklus somit (fast ausschließlich in Übersetzungen aus dem Griechischen) die früheste slavische Versdichtung, die in den Nachdichtungen oftmals beachtliches Niveau erreicht.

1886 hatte V. Jagić (in Russland I. V. Jagič) in St. Petersburg die slavischen Gottesdienstmenäen für die Monate September bis November nach den ältesten russischen Handschriften aus den Jahren 1095 bis 1097 herausgegeben. Zu einer Fortsetzung dieser Arbeit war es leider nicht mehr gekommen.

1988 fassten H. Rothe (Bonn) und E. M. Vereščagin (Moskau) auf dem Internationalen Slavistenkongress in Sofia den Plan, diese Ausgabe fortzusetzen.

Die Edition (ab dem dritten Dezemberband ohne meine Beteiligung) unterscheidet sich von der Jagić’schen im Aufbau und in den Editionsprinzipien. Vor allem sind nach Möglichkeit alle slavischen Texte von griechischen Entsprechungen (nach Druckausgaben oder, bei deren Fehlen, nach Handschriften) sowie von kommentierten deutschen Übrsetzungen begleitet. Neu ist auch die Aufnahme des slavischen und griechischen Textes unter Berücksichtigung der musikalischen Struktur. Schließlich unterscheidet sich die neue Edition auch dadurch, dass die ältesten russischen Handschriften für den Monat Dezember erst aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammen.

Nach Abschluss der drei Dezemberbände (Band IV wird in Moskau vorbereitet) setzte die Bonner Gruppe mit wechselnden Bearbeitern die Edition mit den dem Bänden für Januar und Februar fort.


11. Lehrbuch des Kirchenslavischen, Band I: Altkirchenslavisch

Im Gegensatz zu allen früher im deutschen Sprachraum verwendeten Unterrichtsmaterialien zum Kirchenslavischen handelt es sich hier um ein echtes Lehrbuch, in dem der grammatische Stoff in Lektionen untergliedert dargeboten wird. Neu ist auch, daß die historische Lautlehre, die infolge des früher allein üblichen indogermanistischen Zugangs bisher im Mittelpunkt stand, jetzt ans Ende verbannt ist. Das ist vor allem damit zu rechtfertigen, dass die wenigsten Studenten Kenntnisse in anderen alten indogermanischen Sprachen mitbringen. Die Verteilung des grammatischen Stoffs auf die Lektionen hing im Wesentlichen vom Vorkommen der betreffenden Erscheinung in den Lesestücken ab. Dadurch werden Aorist und Partizipien sehr früh behandelt, das Präsens erst später.

Die Lesestücke der Lektionen 2 bis 13 entstammen ausnahmslos der Vita des heiligen Konstantinos-Kyrillos. Bei diesem auch kulturhistorisch interessanten Text verbot es sich wegen seiner späten Überlieferung von selbst, ihn im Original darzubieten, vielmehr wurden die Rekonstruktionen von František Pastrnek (Dějiny slovanských apoštolů Cyrilla a Methoda. S rozborem a otiskem hlavních pramenů. V Praze 1902) und Tadeusz Lehr-Spławiński (Żywoty Konstantyna i Metodego (obszerne). Przekład polski ze wstępem i objaśnieniami oraz z dodatkiem zrekonstruowanych tekstów staro-cerkiewno-słowiańskich. Poznań 1959), zugrunde gelegt, in Einzelfällen auch stärker archaisiert.

Nach Vorbemerkungen zur Stellung des Slavischen innerhalb der Indogermania und zur Urheimat führt Lektion 1 in die kyrillische Schrift ein. Die Lektionen 2 bis 6 enthalten an grammatischem Stoff die Nominalfle-xion, die Lektionen 7 bis 10 die Verbalflexion; daneben wird in den Lektionen 8 bis 12 ein Abriss der Syntax und in den Lektionen 12 und 13 einer zur historischen Lautlehre dargeboten. Jeder Text wird von Vokabellisten und Kommentaren zu noch nicht erklärten sprachlichen Phänomenen sowie zu kulturhistorischen Begriffen begleitet. Jede Lektion enthält außerdem Übungen zur Wiederholung, nach den Lektionen 9 und 13 steht jeweils ein Test. Die abschließenden Lektionen 14 und 15 stellen das Altkirchenslavische so dar, wie es tatsächlich überliefert ist, und zwar Lektion 14 anhand von frühen kyrillischen Inschriften, Lektion 15 anhand von glagolitischen Denkmälern. Hier findet sich daher auch eine Einführung in die glagolitische Schrift. Den Abschluss des Bandes bilden ein Glossar Kirchenslavisch-Deutsch sowie Sachweiser zur Grammatik und zur Kulturgeschichte.

Für die 2. Auflage wurden lediglich Druckfehler beseitigt und kleine Unstimmigkeiten korrigiert. Für die 3. Auflage, die um 5 Seiten umfangreicher geworden ist, wurde die Darstellung des Verbs in den Lektionen 7 bis 9 gründlich überarbeitet. Die 4. Auflage, die noch einmal um 9 Seiten im Umfang wuchs, hat vor allem in der Darstellung der Kulturgeschichte Änderungen erfahren, die sich aus der Arbeit an Band II ergaben. Der Nachdruck der 4. Auflage in solch hoher Stückzahl, dass sie lange keine Neuauflage mehr erforderlich machte, hat zwar an der Seitenzahl nichts geändert, enthält aber als verwirrende Neuerung die Änderung des Autorennamens von Hartmut zu Nikolaos H. Trunte und kündigt 35 statt bis dahin 30 Lektionen an, also 20 statt 15 für Band II; aus Umfangserwägungen ist dann aber Band II (s.u. unter Nr. 15) doch mit nur 15 Lektionen erschienen.


13. Lehrbuch des Kirchenslavischen, Band II: Mittel- und Neukirchenslavisch 

Grundthese für Band II ist, dass innerhalb der Slavia Orthodoxa bis in das Zeitalter der Reformation das Kirchenslavische von Anspruch und Verständnis der Zeitgenossen her die einzige slavische Schriftsprache ist; erst 1581 nimmt Valentij Nehalevs’kyj in seiner volkssprachlichen Übertragung der Evangelien nach der polnischen Übersetzung des Antitrinitariers Marcin Czechowic erstmals expressis verbis Abstand von der einen slavischen Schriftsprache.

Demnach wird hier in Analogie zu den anderen Philologien für den Sprachzustand vom Ende des klar definierten Altkirchenslavischen bis zu den Normierungsbemühungen durch Lavrentij Zyzanij und Meletij Smotryc’kyj der Begriff Mittelkirchenslavisch eingeführt. Daraus ergibt sich folgende Chronologie des Kirchenslavischen:

  • Urkirchenslavisch (9. und 10. Jahrhundert), keine erhaltenen Denkmäler
  • Altkirchenslavisch (Ende des 10. bis höchstens Ende des 12. Jahrhunderts), Inschriften und der klassische Kanon der altkirchenslavischen Texte
  • Mittelkirchenslavisch (13. bis 16. Jahrhundert), Hauptmasse der erhaltenen Texte in lokal differenzierten Redaktionen des Kirchenslavischen
  • Neukirchenslavisch (17. Jahrhundert bis heute), Schaffung der im Wesentlichen bis heute gültigen Norm, spätestens seit dem 19. Jahrhundert Reduzierung des Kirchenslavischen auf den liturgischen Bereich

Das Lehrbuch umfasst weitere 15 Lektionen (gezählt als Lektionen 16 bis 30) und ist in den Lektionen 16 bis 23 geographisch, in den Lektionen 24 bis 30 thematisch gegliedert. In den geographisch gegliederten Lektionen wird jeweils nur eine Redaktion des Kirchenslavischen behandelt, während im thematisch gegliederten Teil Texte verschiedener Provenienz nebeneinander dargeboten werden.

Die Lektionen 16 bis 18 behandeln die Slavia Romana, soweit sie sich des Kirchenslavischen bedient hat: in Böhmen, bei den Alpenslaven, in Kroatien, Dalmatien, Bosnien und Ragusa. Die Lektionen 19 bis 23 behandeln das Kirchenslavische in der Slavia Orthodoxa: in Serbien, Bulgarien, Walachei und Moldau sowie der Rus’. In den thematisch gegliederten Lektionen werden Renaissance und Hesychasmus (Lektion 24), der sogenannte Zweite Südslavische Einfluss (Lektion 25), der Rom-Mythos (Lek-tion 26), der über Polen laufende westliche Einfluss (Lektion 27), die Apologie und Normierung des Kirchenslavischen (Lektion 28), der sogenannte Dritte Südslavische Einfluss (Lektion 29) und schließlich der Ausklang der kirchenslavischen Literatur (Lektion 30) behandelt.

Gattungsmäßig sind außer kirchlichen (Liturgie, Hagiographie, Hymnographie, Homiletik) auch stärker weltliche Texte (Fürstenspiegelliteratur, Chronistik, Wissenschaftsprosa, Urkunden und Briefe, antike Romane, weltliche Versdichtung und Drama) berücksichtigt worden.

Das Lehrbuch wird mit einem separat gebundenen Glossar Kirchenslavisch–Deutsch, das das gesamte Vokabular aller Lesestücke aus Band I und Band II enthält, ausgeliefert. Auch die Sachweiser zu Grammatik und Sprachgeschichte sowie zur Kulturgeschichte beziehen sich auf beide Bände.


15. Lehrbuch des Kirchenslavischen, Band I: Altkirchenslavisch (völlige Neubearbeitung)  

Das seit mehr als zehn Jahren im akademischen Unterricht an den meisten deutschsprachigen Universitäten und darüber hinaus bewährte Praktische Lehrbuch des Kirchenslavischen unterscheidet sich in der 5., völlig neu bearbeiteteten Auflage nicht nur graphisch von den Vorgängern. Entsprechend dem 2. Band zum Mittel- und Neukirchenslavischen fand die Kulturgeschichte stärkere Berücksichtigung, dabei auch die Kontroverse um die Lage Moravias. Die indogermanistischen Kapitel wurden dem neuen Forschungsstand angepasst. Die Einleitung geht auf die Geschichte der Paläoslavistik ein, und in Lektion 2 wird ein ausführlicher Überblick über das Corpus der altkirchenslavischen Denkmäler einschließlich der Neufunde der 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts gegeben. Die beiden letzten Lektionen, die nichtnormalisierte Texte zugrundelegen, sind – teilweise mit Abbildungen –  um Beispiele aus dem Vatikanischen Palimpsest, dem Codex Suprasliensis, dem sinaitischen Fastentriodion, dem neu aufgefundenen Teil des Euchologium Sinaiticum und dem Menaion Sinaiticum erweitert worden und vermitteln so einen besseren Eindruck vom tatsächlichen Aussehen des Altkirchenslavischen. Sachweiser (zur Grammatik und zur Kulturgeschichte) sowie ein Glossar (2160 Lemmata) ergänzen das Lehrbuch.  

 

16. Triodion und Pentekostarion, Teil I 

Triodion und Pentekostarion sind orthodoxe Kirchenbücher, die zusammen die Gesänge für den vom Ostertermin abhängigen beweglichen Zyklus des Kirchenjahres enthalten. Benannt werden die Triodien nach den Triodia, charakteristischen, nur aus drei statt wie sonst acht (oder neun) Oden bestehenden Kanones für die Wochentage des beweglichen Zyklus vom Sonntag des Zöllners und des Pharisäers bis zum Sonntag aller Heiligen eine Woche nach Pfingsten. Insgesamt handelt es sich um 116 Gottesdienste. Die Edition dieses Hymnenschatzes nach den ältesten süd- und ostslavischen Handschriften des 11. bis 14. Jahrhunderts ist auf zunächst sechs Bände ähnlichen Umfangs angelegt. Der jetzt vorgelegte erste Band umfasst außer der umfangreichen Einleitung von M. A. Momina (darin eingeschlossen eine paläographische Beschreibung der Grundhandschrift durch ihre verstorbene Schülerin M. G. Gal’čenko und ein bibliographischer Nachtrag durch Chr. Hannick) mit einer Klassifikation der Triodionhandschriften die historisch-kritische Edition von sechs Gottesdiensten der Vorfastenzeit, nämlich des Sonntags des Zöllners und des Pharisäers, des Sonntags des Verlorenen Sohnes, des Samstags und des Sonntags der Entsagung von den Fleischspeisen sowie des Samstags und Sonntags der Entsagung von den Milchspeisen.

Die Edition ist jahrzehntelang von M. A. Momina vorbereitet worden, die dazu mehrere hundert slavische und griechische Handschriften eingesehen hat. Seit 1989 liefen Bemühungen um eine Publikation in Deutschland. Der Mitherausgeber N. Trunte war seit 1994 an den Arbeiten beteiligt, und zwar außer an der typographischen Gestaltung der von Frau übersandten Typo- und Manuskripte auch an der Konstituierung des slavischen und griechischen Textes. Die Übersetzung der Hymnen aus dem Kirchenslavischen und Griechischen ins Deutsche und den Apparat zur Übersetzung hat er allein zu verantworten, ebenso die Übersetzung der Einführung aus dem Russischen ins Deutsche.


18. Minima Graeca 

Die kirchenslavische Schrift- und Literatursprache entstand und lebte, solange sie ein vitales Kommunikationsmittel war, unter dem Einfluss des Griechischem. Dem Griechischen entlehnte sie nicht nur das Gros ihrer Literatur, sondern auch syntaktische Strukturen und zahlreiche Lexeme. Bedingt durch die historische Entwicklung blieb die griechische Literatur – regional unterschiedlich – mindestens bis ins 16., teilweise bis ins 19. Jahrhundert die prägende. Unter diesen Umständen ist die Beschäftigung mit der älteren slavischen Literatur ohne Kenntnis des Griechischen ein Ding der Unmöglichkeit. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht dieses objektive Erfordernis jedoch im krassen Gegensatz zur universitären Wirklichkeit. Von den klassischen Sprachen hat allein das Lateinische (mit Abstrichen) seinen Rang als europäische Bildungssprache behaupten können, über Kenntnisse des Griechischen verfügt hingegen so gut wie kein Studierender mehr.

An eine Besserung der Lage ist unter dem Vorzeichen des gegenwärtig zügig vorangetriebenen Bildungsabbaus zugunsten der Vermittlung von lediglich wirtschaftsrelevantem know-how nicht zu denken. Unter diesen Rahmenbedingungen und dem Druck, der finanziell und durch häufiger werdende Prüfungen in völlig verschulten Studiengängen ausgeübt wird, ist denjenigen, die sich trotz aller Widrigkeiten noch umfassend zu bilden trachten, kaum mehr zuzumuten, mehrsemestrige Griechischkurse bei Altphilologen und Theologen zu besuchen. Zudem liegt das Schwergewicht bei den Altphilologen bei Autoren des 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr., bei den Theologen fast ausschließlich bei der Sprache des Neuen Testaments, Slavisten sollten aber in der Lage sein, sich vor allem in der vom Phänomen der Diglossie geprägten byzantinischen Zeit zurechtzufinden, darüber hinaus bis in die Gegenwart. Das erforderte freilich Kenntnisse von Homer über das Attische, die Koiné und den Attizismus bis hin zum Neugriechischen. Dass solches neben einem regulären Slavistikstudium nicht geleistet werden kann, versteht sich von selbst.

Das vorliegende Lehrbuch soll daher einem weit bescheideneren Anspruch dienen: Hilfsmittel zu sein, das den lernenden Slavisten in die Lage versetzt, griechische Vorlagen zu slavischen Texten mit Verständnis zu benutzen. Die Lesestücke beschränken sich deshalb außer in den Lektionen 1 und 15 auf solche Texte, die auch in kirchenslavischer Version bekannt (Septuaginta, Neues Testament, Apokryphen, Weltgeschichten, byzantinische Sachprosa und Hymnographie) oder zumindest von Relevanz für die slavische Welt sind (protobulgarische Inschriften, ein Auszug aus dem Poem Σκενδέρμπεης des Ochriders Grigor Părličev). Der Aufbau der Lektionen folgt dem Muster, das sich für das Kirchenslavischlehrbuch bewährt hat. Die Darstellung gliedert sich nach den Erfordernissen der zugrundegelegten Texte (daher frühe Einführung von Aorist und Partizipien), die Texte bleiben in ihrem kulturhistorischen Zusammenhang, der skizzenhaft mitgeteilt wird. Vokabeln sind den Texten beigegeben; grammatisch noch nicht Erklärtes und Seltenes werden im Kommentar besprochen. Kurze Anmerkungen zur Relevanz der behandelten Texte und Nachweis der slavischen Entsprechungen finden sich, wo nötig, am Ende jeder Lektion. Ein Glossar hilft bei unvermeidlichen Gedächtnislücken aus, kann aber natürlich ein Wörterbuch nicht ersetzen. Da dieses knappe Lehrbuch vermutlich nicht oft für den akademischen Unterricht genutzt werden wird (der freilich vom Gesamtumfang her möglich ist und erprobt wurde), sondern Selbstlernern zur Verfügung steht, ist ein Schlüssel mit den Übersetzungen aller Texte beigegeben.

Trotz der Ausrichtung an den Bedürfnissen von Slavisten ist dieses Lehrbuch auch für Historiker, Byzantinisten, Theologen und orthodoxe Gläubige, die sich im kirchlichen Erbe besser zurechtfinden wollen, hilfreich.

 

19. Emilijan Stanev, Die Legende von Sibin, dem Fürsten von Preslav

In dem Kurzroman Легенда за Сибин, преславския княз beschäftigte sich Emilijan Stanev (1907–1979), der zuvor vor allem durch Tiergeschichten und die in alle europäische und viele außereuropäische Sprachen ersetzte Novelle Крадецът на праскови (1948, dt. Der Pfirsichdieb, 1967) bekannt geworden war, erstmals mit dem bulgarischen Mittelalter und dem Bogomilismus. An ihn schlossen sich thematisch der zuerst 1977 gedruckte Kurzroman Назарий и Тихик und 1970 sein bedeutendstes Werk Антиxрист (dt. Antichrist, 1974) an; einer geplanten Fortsetzung, von der nur die unvollendet gebliebene Erzählung Черният монах posthum veröffentlicht wurde, kam sein Tod zuvor.

Emilijan Stanev gilt bereits als Klassiker der bulgarischen Literatur. Der Literaturkritiker Pantelej Zarev  widmete ihm schon 1978 gebührenden Platz und reihte ihn 1987 in den zweiten Band seiner Literaturgeschichte Българска класика ein. Anlässlich seines 100. Geburtstages hat die UNESCO Emilijan Stanev unter die Persönlichkeiten des Jahres 2007 aufgenommen. Beim Festakt im Geburtshaus des Erzählers in Veliko Tărnovo würdigte der Romancier Vladimir Zarev ihn am 3. März 2007 und hob aus seinem Œuvre Die Legende von Sibin und den Antichrist als diejenigen Werke hervor, die zweifellos europäische, wenn nicht weltliterarische Bedeutung beanspruchen könnten. 

Nachdem der Antichrist seit 1974 dem deutschen Publikum bekannt gemacht worden ist, liegt mit dieser Übersetzung nun auch das zweite der beiden Hauptwerke des Autors in deutscher Sprache vor. Da bei deutschen Lesern Vertrautheit mit der bulgarischen Geschichte im Mittelalter nicht vorausgesetzt werden darf, hat der Übersetzer Nikolaos Trunte ein sechsseitiges Nachwort und zahlreiche Fußnoten hinzugefügt, die deutschen Lesern das Verständnis erschließen sollen.   


20. Triodion und Pentekostarion, Teil II 

Der vorliegende Band umfasst weitere 7 Gottesdienste aus dem vom Ostertermin abhängigen Zyklus des Kirchenjahrs, nämlich die Hymnen für den Samstag der ersten Fastenwoche, der dem Gedenken des Märtyrers Theodoros Tirongewidmet ist, des Sonntags der 1. Fastenwoche mit dem Gedenken der Propheten Moses und Aron, der Sonntage der 2. und 3. Fastenwoche, des Mittwochs der 4. Fastenwoche (Mittfasten) und des Sonntags der 4. Fastenwoche. Den Abschluss bilden Corrigenda und Addenda zu Band I.


21. Slavia Latina. Eine Einführung in die Geschichte der slavischen Sprachen und Kulturen Ostmitteleuropas  

Der slavische Raum lässt sich auf verschiedene Weise untergliedern. Neben die genealogische Gliederung in West-, Ost- und Südslavisch, wie sie sich seit Vatroslav Jagić (1838–1923) durchgesetzt hat, ist seit 1958 die von Riccardo Picchio (1923–2011) angeregte Untergliederung in die beiden Kulturräume Slavia Latina (bei ihm noch Slavia romana) und Slavia Orthodoxa getreten. Das vorliegende Lehrbuch betrachtet den Raum der Slavia Latina unter sprachhistorischen wie kulturellen Aspekten von der Christianisierung bis zur Gegenwart. Picchio hatte Wert darauf gelegt, dass nicht nur das slavische Schrifttum des Raumes Berücksichtigung finden dürfe. Außer an das lateinische dachte er explizit auch an das bedeutende Kulturschaffen von Deutschen in Böhmen. In der vorliegenden Arbeit findet zudem auch das Literaturschaffen der Slavia Latina in der modernen internationalen Sprache Esperanto Berücksichtigung. Anders als bei den Kirchenslavischlehrbüchern verbot es sich angesichts der Fülle der zu behandelnden Sprachen, das Buch in Lektionen mit Vokabelangaben zu gliedern. Vorausgesetzt werden elementare Latein- und Kirchenslavischkenntnisse sowie Vertrautheit mit wenigstens einer modernen Slavine des Raumes der Slavia Latina (in der Regel Polnisch, Tschechisch oder Kroatisch). Texte die mit diesen Vorkenntnissen nicht verstanden werden könnten, werden durch Kommentierung und ggf. deutsche Übersetzung erschlossen. Die selbständige Verwendung von Wörterbüchern wird außer für Latein, Kirchenslavisch, Polnisch, Tschechisch und Kroatisch auch für Slovenisch, Slovakisch und die sorbischen Sprachen erwartet. Der umfangreiche Einleitungsteil (LXVIII S.) enthält Tabellen zu den lateinischschriftigen Orthographien, Schrifttafeln (Glagolitisch, Kyrillisch und Lateinisch mit gebrochenen Schriften) sowie einen Abriss des Gemeinslavischen als Grundlage für den Sprachvergleich, der ersatzweise bei fehlenden Kirchenslavischkenntnissen Verwendung finden kann.   

Das Werk gliedert sich in vier Teile mit insgesamt 16 Kapiteln. Der Einleitungsteil (Kapitel 1 bis 4) behandelt den slavischen Raum insgesamt von den vorhistorischen Kulturen bis zum Beginn der schriftlichen Überlieferung und bespricht Gliederungsmodelle (Kap. 1); anschließend verfolgt Kap. 2 die Christianisierung des Raumes mit besonderer Berücksichtigung der kyrillomethodianischen Mission. Kap. 3 hat das Kirchenslavische nach dem Ende der kyrillomethodianischen Zeit bis zur Gegenwart zum Thema, Kap. 4 betrachtet die Anfänge lateinischen Schrifttums bei den Slaven.

Teil II ist der Slavia Latina im Mittelalter gewidmet und betrachtet nacheinander das Čakavisch-Altkroatische (Kap. 5), das Alttschechische (Kap. 6) und das Altpolnische (Kap. 7), abschließend in Kap. 8 die spärliche Reste, die sich vom Polabischen, Sorbischen, Slovenischen und Slovakischen dem Mittelalter erhalten haben.

Teil III und Teil IV untergliedern sich nicht mehr nach Sprachen, sondern nach Kulturepochen, Teil III die Zeit vom Humanismus bis Barock, Teil IV von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Kap. 9 stellt das Kroatisch-Štokavische der Renaissance vor, es folgen der slavische Anteil an der ungarischen Renaissanceliteratur und der Humanismus nördlich der Alpen bei Polen und Tschechen. Kap. 10 ist dem Zeitalter der Konfessionsbildung gewidmet und betrachtet sprachlich die mitteltschechischen Innovationen, literarisch reformatorisches Schrifttum bei Tschechen, Slovaken und Polen sowie das Polnische im ostslavischen Kap. 11 wendet sich der lutherischen Reformation und ihren Auswirkungen in der Slavia Latina zu, die bei Sorben, Kaschuben, Slovenen, Kajkavern und Siebenbürger Bulgaren verfolgt werden. Kap. 12 schließlich hat die Gegenreformation und das Barockzeitalter zum Thema mit dem Siegeszug des Štokavischen im Balkanraum, Jesuitenbarock in Böhmen und der polnischen Literatur des Barockzeitalters. Kap. 13 das Zeitalter der Aufklärung mit seinen sprachlichen Auswirkungen bei Polen, Tschechen, Slovenen, Slovaken und Sorben. Kap. 14 ist der Slavischen Wiedergeburt gewidmet sowie den Bemühungen um die Kodifizierung des Tschechischen, Slovakischen, Sorbischen, Kroatischen und Slovenischen. Das kurze Kap. 15 fasst knapp Entwicklungstendenzen im 20. Jahrhundert zusammen, hier wird auch das Kaschubische noch eingehender betrachtet. Das abschließende Kap. 16 behandelt die Entstehung der neuen „europäischen Vatersprache“ Esperanto, gibt einen Abriss des sprachlichen Systems sowie der Sprach- und Literaturgeschichte des Esperanto. Zwei längere Texte des 20. Jahrhunderts aus der Slavia Latina den heutigen Sprachgebrauch. 

Abgeschlossen wird das Werk durch ein Personen- und ein Orts- und Völkernamenregister mit zahlreichen Verweisen von den verschiedensten Namensformen. 

 

24. Reiseführer durch das Jenseits. Die Apokalypse des Paulus in der Slavia Orthodoxa 

Die Apokalypse des Paulus gehört zu den erfolgreichsten Literaturwerken aller Zeiten. Im 2. Jahrhundert geschaffen, wurde sie noch bis ins 20. Jahrhundert handschriftlich weiterverbreitet, über 300 Textzeugen sind zwischen Irland und Armenien, Skandinavien und Äthiopien erhalten geblieben, davon fast ein Drittel allein im Raum der Slavia Orthodoxa. Obwohl die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem slavischen Text schon 1858 in Russland ihren Anfang genommen hat, ist die Einordnung der slavischen Tradition in die Gesamtüberlieferung dieses wichtigen Apokryphons, das das Bild der christlichen Welt von Himmel und Hölle entscheidend geprägt hat, bis heute ein Desiderat der Forschung. Die vorliegende Arbeit versucht, hier neue Anstöße zu geben. Das Werk wendet sich außer an Slavisten auch an Theologen, Vertreter der Wissenschaft vom Christlichen Orient, Byzantinisten und Rumänisten, denen der Zugang durch die Beifügung einer deutschen Übersetzung zur Rekonstruktion des ältesten slavischen (mittelbulgarischen) Version erleichtert wird.

Die Apokalypse des Paulus ist in griechischer Sprache möglicherweise noch im dritten Drittel des 2. Jahrhundert auf der Grundlage älterer jüdischer Apokalypsen (vor allem der Apokalypsen des Petrus, des Elias und des Sophonias) sowie hellenistischer Vorstellungen in Ägypten geschaffen worden und wird indirekt von Origenes, direkt dann von Augustinus bezeugt. Sie stellt sich positiv zur asketischen Lebensführung, wendet sich aber deutlich gegen die zur Zeit ihrer Entstehung virulente doketische Christologie. Der griechische Urtext ist vielleicht noch im 3. Jahrhundert ins Koptische übersetzt worden, und möglicherweise aus dem Koptischen noch vor 420 ins Syrische. In das Jahr 420 wird eine jüngere Edition des Textes datiert, die durch eine vorangestellte Auffindungslegende erweitert ist. Demnach soll die Apokalypse in Tarsos in jenem Hause, in dem Paulus gewohnt hat, aufgefunden und dann durch Kaiser Theodosios nach Jerusalem geschickt worden sein. Die Schaffung der zweiten Edition steht vermutlich im Zusammenhang mit den christologischen Streitigkeiten zwischen Alexandrien und Antiochien, die Tarsoslegende bildet dabei einen Affront gegen Alexandrien. Diese zweite Edition wurde noch im 5. Jahrhundert ins Lateinische und vor 590 ebenfalls ins Syrische übersetzt, von dort weiter ins Armenische und wahrscheinlich ins Georgische. In der vorliegenden Arbeit wird wahrscheinlich gemacht, dass auch die ältere Edition ins Lateinische übersetzt worden ist, obwohl diese Version nur durch eine Handschrift des 15. Jahrhunderts aus den Niederlanden bekannt ist. Auch die slavischen Texte beruhen auf der ersten Edition des griechischen Textes. Der griechische Text ist freilich weder nach der ersten noch nach der zweiten Edition erhalten geblieben, es gibt hier lediglich Epitomai der zweiten Edition, für die hier der Verdacht geäußert wird, dass er eine im 13. Jahrhundert entstandene Retroversion aus dem Lateinischen sein könnte (Nähe zur Pariser Handschrift). 

Alle erhaltenen slavischen Texte, von denen 23 ediert sind, gehen auf ein und dieselbe Version zurück, die aufgrund sprachlicher Merkmale im 13., spätestens Anfang des 14. Jahrhunderts in Bulgarien geschaffen worden sein muss. Aus Bulgarien ist der Text dann vermutlich über Serbien und die Moldau in die Rus' gelangt. Die ältesten erhaltenen Texte stammen aus dem 15. Jahrhundert und sind mittelbulgarischer, kroatisch-kirchenslavischer, moldauisch-kirchenslavischer und russisch-kirchenslavischer Redaktion, Ende des 16. Jahrhunderts entstand auch ein volkssprachliche rumänische Version, allerdings nur ein Exzerpt, das Teile der Apokalypse des Paulus in einer Bußpredigt verwendet. Auch die meisten slavischen Texte sind nur Exzerpte und finden sich in Bußpredigten oder in Verbindung mit der Aufforderung zum immerwährenden Gebet nach Ioannes Chrysostomos in Zlatoust- und Izmaragd-Sammelbänden. Text in Verbindung mit einer Bußpredigt finden sich zuerst (1486) in der Moldau, solche in Verbindung mit dem immerwährenden Gebet nur in der Rus’ ebenfalls seit dem 15. Jahrhundert. Nur 8 Handschriften weisen den vollständigen Text auf, von ihnen sind 4 ediert (2 russische, 1 kroatischer und 1 serbischer aus Makedonien), eine 5., die bei der deutschen Bombardierung Belgrads verbrannt ist, ist nur aus einigen Zitaten bekannt, eine 6. serbische nur aus den Varianten, die Tichonravov bei seiner Edition des ältesten russischen Textes anführt. Im 17. Jahrhundert wurde in Bulgarien im Raum Loveč eine volkssprachliche Version geschaffen, die sich in damaskini findet; noch weiter westlich liegt der Ursprung einer weiteren bulgarischen Bearbeitung, die unter starker Kürzung und mit Umstellungen einen vollständigen bietet, der auf der neubulgarischen Version beruht, aber auch den Einfluss der russischen Texte mit Betonung des immerwährenden Gebets zeigt. 

Alle slavischen Texte verdienen Beachtung bei der Rekonstruktion des griechischen Originals, denn selbst noch die jüngste Bearbeitung des 19. Jahrhunderts enthält eine Passage, die sich so nur noch in der koptischen Version findet, und die, da direkter Einfluss ausgeschlossen werden darf, Teil des Urtextes gewesen sein muss.   

 

25. Lehrbuch des Kirchenslavischen, Band II: Mittel- und Neukirchenslavisch (völlige Neubearbeitung)

Die völlig überarbeitete und erweiterte Neuauflage des seit 1998 bewährten zweiten Bandes des Praktischen Lehrbuchs des Kirchenslavischen ist nicht nur typographisch verbessert, hinsichtlich des Wissensstandes aktualisiert und mit der 5., völlig neu bearbeiteten Auflage des ersten Bandes abgestimmt, sondern durch die Aufnahme zusätzlicher Texte in zehn der fünfzehn Lektionen auch ausgewogener hinsichtlich der Berücksichtigung süd- und ostslavischer Redaktionen des Kirchenslavischen. Neu hinzugekommen ist zudem ein Anhang mit der vollständigen Übersetzung aller Lesestücke ins Deutsche, so dass das Buch nun auch für Autodidakten besser geeignet ist.

 

27. Kirchenslavisch in 14 Lektionen

Der angestrebte stärkere Praxisbezug in den heute üblichen Bachelor- und Masterstudiengängen hat dazu geführt, dass das Kirchenslavische, das früher am Anfang des Slavistikstudiums stand, nur noch eine untergeordnete Rolle spielt und dementsprechend wenig Zeit zur Verfügung steht. Daher wäre es illusorisch anzunehmen, dass dafür weiterhin meine bewährten Lehrbücher (s.o. 11, 13, 15 und 25) eingesetzt werden können. Geändert hat sich auch das, was an Vorwissen bei Studierenden vorausgesetzt werden darf.

Das vorliegende knappe Lehrwerk knüpft an das an, was Studierende, wenn sie sich heute dem Kirchenslavischen zuwenden, in der Regel noch immer mitbringen: Vertrautheit mit der grammatischen Terminologie und Basiskenntnisse in einer modernen slavischen Sprache, in der Regel Russisch. Damit aber dürfen zumindest die grundlegenden Paradigmen der Nominal- und Pronominalflexion des Neukirchenslavischen als prinzipiell bekannt vorausgesetzt werden, beim Verb zumindest die Bildung von Präsens und Imperativ, ferner der gemeinslavische Grundwortschatz und ein grundsätzliches Verständnis des Verbalaspekts. 

Angesichts der zu erwartenden Vorkenntnisse empfiehlt es sich nicht länger, das durch viele Jahrhunderte von den modernen slavischen Sprachen getrennte Altkirchenslavische an den Anfang der Unterweisung zu stellen, sondern auszugehen vom Synodalkirchenslavischen, wie es noch heute in der Russisch-Orthodoxen Kirche gebraucht wird (Lektionen 1 bis 5). Erst daran anschließend wird kontrastiv zum Synodalkirchenslavischen das Altkirchenslavische behandelt (Lektionen 6 bis 9). In weiteren vier Lektionen (10 bis 13) wird dann als wichtigste mittelkirchenslavische Redaktion die russische dargestellt einschließlich des 2. Südslavischen Einflusses und seiner südslavischen  Voraussetzungen. In der abschließenden 14. Lektion wird knapp auch das Kirchenslavische in der Slavia Latina vorgestellt.

Im Mittelpunkt jeder Lektion stehen Lesetexte, die im synodalkirchenslavischen Teil der liturgischen Praxis entstammen, mit altkirchenslavischen Teil sind es kyrillische und glagolitische Texte (letztere mit Umschrift) des altkirchenslavischen Kanons, im mittelkirchenslavischen Teil weitere Beispiele für Hagiographie, Homiletik und Exegese. Dabei sind die Lesetexte teilweise deutlich zu lang, um vollständig im akademischen Unterricht behandelt zu werden, ermöglichen aber die selbständige Lektüre durch umfangreiche Kommentierung. Auf Vokabelverzeichnisse zu den Texten wurde verzichtet, hier sei auf das vollständige Glossar verwiesen, das auf die später notwendige Wörterbucharbeitet vorbereitet. Für Autodidakten und sonst zu allfälliger Kontrolle sind dem Buch vollständige Musterübersetzungen aller Lesestücke in Petit beigegeben.