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Schwerpunkt Hymnographie

Begonnen haben meine Kontakte zur orthodoxen Hymnographie schon in den 1980er Jahren, als Hans Rothe mich an seiner Arbeit zum altrussischen Kondakar’ beteiligte. Auch für ihn war das ein neues Thema, das er von dem verstorbenen Antonín Dostál geerbt hatte und nun fortführte, obwohl ihm als evangelischem Christen der Zugang zu orthodoxer Hymnographie fehlte. Als 1989 Jevgenij Michajlovič Vereščagin (Moskau) eine deutsch-russische Zusam­men­arbeit zur Fortsetzung der von Vatroslav Jagić begonnenen Edition der ältesten ostsla­vischen Menäen anregte, war ich von Anfang an diesem Projekt beteiligt. Obwohl ich 1990 zur Teilnahme an einem Bibelkongress nach Moskau gekommen war, bot sich hier doch die Möglichkeit der Kontaktpflege zu Je. M. Vereščagin, der das Projekt in Moskau leitete. 1992 war ich drei Wochen lang in Moskau, um an slavischen, vor allem aber an griechischen Handschriften Lücken der Edition zu schließen. Vom Herbst 1992 bis Ende 1995 war ich von meiner Angestelltenstelle am Seminar beurlaubt, um mich bei der Patristischen Kommission der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften ganz der Edition der Menäen widmen zu können. 1994 war ich im Rahmen dieser Tätigkeit noch einmal in Moskau und St. Petersburg. Leider war die Stelle nur befristet, und ich mochte das Risiko nicht eingehen, für die verlockende Tätigkeit meine sichere, unbefristete Anstellung am Slavistischen Seminar aufzugeben. So kehrte ich 1996 auf die Seminarstelle zurück, und meine Kollegin Dagmar Christians, die auch bereits an dem Projekt mitgearbeitet hatte, übernahm meine Aufgabe. Leider war ich dadurch an der Schlussredaktion der ersten beiden Menäenbände, die 1996 und 1997 erschienen sind, nicht mehr beteiligt, so dass diese viele vermeidbare Fehler enthalten.

Inzwischen war 1993 Hans Rothe emeritiert worden, ihm folgte 1994 auf dem literatur­wis­senschaftlichen Lehrstuhl Wilfried Potthoff (1946–2009) nach, mit dem ich wenig Interessen teilte, und da dieser mich auch in seine Projekte kaum einbezog, blieb mir viel Muße für eigene Forschungsvorhaben. Nach dem Abschluss der Kirchenslavischbücher 1998 fand ich eine neue reizvolle Aufgabe in der Zusammenarbeit mit Majja Andrejevna Momina (St. Pe­tersburg) bei der Herausgabe ihres Lebenswerks, des Triodion nach den ältesten slavischen Handschriften. In Zusammenhang damit stand auch eine Bibliotheksreise im Frühsommer 2003 nach St. Petersburg, wobei ich auch die Gelegenheit erhielt, Novgorod kennenzulernen. Der erste Band des Triodions ist 2004 erschienen, der zweite 2010, der dritte vorbereitet, wird aber nicht mehr erscheinen, da Frau Momina keine weiteren Texte mehr hat vorbereiten können, so dass die Edition ein Torso bleiben muss. Die Fortsetzung der Arbeit erforderte die Anwesenheit vor Ort mit kontinuierlicher Benutzung der Handschriften und kann von Bonn aus nicht geleistet werden.

Abfallprodukte meiner Beschäftigung mit orthodoxer Hymnographie waren Aufsätze zu den Anfängen der slavischen Hymnographie, aber auch über den Apostolos von Enina und die Prager Fragmente; ein Nebenprodukt der Arbeit in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg 2003 war der Aufsatz über das Šafařík-Triodion.